Aus dem Rundbrief der Beratungsstelle für Obst- und Gartenbau des Landwirtschaftsamt Backnang
Bei der Apfelernte entdecken wir immer wieder irgendwelche Makel an unseren Früchten. Manchmal sind es nur kleinere Flecken oder Veränderungen der Fruchtschale. Ein andermal sind es aber auch Schäden, die eine Verwertung nicht mehr erlauben und manche Schäden zeigen sich aber erst nach einiger Zeit im Lager.
Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Es können Witterungseinflüsse, Nährstoffmangel aber auch Krankheiten oder Schädlinge sein.
Die wichtigsten Veränderungen/Schäden:
Stippe oder Stippigkeit:
Die Ursache für die Stippe ist in der Regel ein Mangel an Kalzium, der jedoch verschiedene Ursachen haben kann. Großfrüchtige Apfelsorten‚ wie zum Beispiel: ‘Boskoop‘, ‘Jonagold‘ oder ‘Gravensteiner‘, reagieren bei geringem Behang mit einem übermäßigen Triebwachstum. Dies führt zu einer physiologischen Störung des Kalzium-Haushalts im Baum, da dieser das vorhandene Kalzium lieber an die Triebe zum Ausreifen, als an die Früchte verteilt. Als Symptome zeigen sich leicht eingesunkene Flecke auf der Schale, die im extremen Fall auch bis zum Kernhaus reichen können. Das Fruchtfleisch um die Befallsstellen schmeckt bitter, wodurch die Frucht nahezu ungenießbar wird. Sollte dieses Phänomen regelmäßig auftreten, können vier bis fünf Kalziumdüngungen Abhilfe schaffen. Sehr wichtig ist es aber auch, sehr triebige Bäume durch einen maßvolleren Schnitt wieder im Triebwachstum zu beruhigen.
Glasigkeit:
Ebenso wie die Stippe hat die Glasigkeit eine physiologische Ursache: Ist es im Sommer längere Zeit sehr warm, lagern die Äpfel Stärke und Zucker im Übermaß in die Zellen ein. In der Folge kommt es zu osmotischen Prozessen, die zu einer hohen Zuckerproduktion in der Frucht führen. Dadurch gelangt Wasser in die mit Luft gefüllten Zellen. Glasige Früchte können ohne Bedenken gegessen oder verarbeitet werden. Für eine Lagerung sind sie allerdings absolut ungeeignet.
Frostzunge oder Frostringe:
Sehr niedrige Temperaturen während der Blüte führen zum Absterben mehr oder weniger großer Zellpartien. An den betroffenen Zellen kommt es dadurch zu Berostungen an der Fruchtschale. Der Schaden ist jedoch eher von optischer Natur und die befallenen Früchte können sowohl verzehrt als auch problemlos eingelagert werden.
Sonnenbrand:
Durch den zunehmenden Klimawandel verursacht die intensive Sonneneinstrahlung mehr oder weniger starke Verbrennungen der Fruchtschale. Verstärkt wird dies unter anderen auch durch die zunehmende Anzahl der Tropennächte. Soweit noch möglich sollten geschädigte Früchte möglichst bald verwertet werden. Besonders wichtig zur Vermeidung von Sonnenbrandschäden: An heißen Tagen mit Temperaturen über 20 °C keinen Sommerschnitt durchführen.
Hagelschäden:
Je nach Stärke des Hagelschlags sollten noch verwertbare Früchte sofort verarbeiten werden.
Apfelsägewespe:
Während sich die erste Generation dieses Schädlings in die noch junge Frucht einbohrt und diese um das Kernhaus aushöhlt, verursacht die Sommergeneration spiralförmige und verkorkte Fraßgänge. Auch dieser Schaden ist eher von optischer Natur. Befallene Früchte können bedenkenlos verwertet oder eingelagert werden. Da sich der Befall in der Regel in Grenzen hält, ist eine Bekämpfung nicht erforderlich.
Apfel- und Birnenschorf:
Je nach Befallszeitraum bildet der Apfelschorf unterschiedlich Symptome aus. Während ein Frühbefall (rechter Apfel) die noch jungen Früchte massiv schädigt, verursacht der Sommerbefall mehr oder weniger große Flecken auf der Schale (linker Apfel). Eine Bekämpfung ist mit zugelassenen Fungiziden möglich.
Diese muss jedoch, je nach Blattnässedauer und Temperaturverlauf, in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. Im Haus- und Kleingartenbereich ist es daher besser, gegen Schorf widerstandsfähige Apfel- bzw. Birnensorten zu pflanzen. Beim Apfel zum Beispiel: ‘Discovery‘, ‘Freya‘, ‘Allegro‘, ‘Admiral‘, ‘Natyra‘, ‘Kardinal Bea‘, ‘Ladina‘ oder ‘Gewürzluike‘. Bei den Birnen: ‘Alexander Lukas‘, ‘Concorde‘, ‘Vereins-
dechantsbirne‘, ‘Conference‘ oder ‘Harrow Sweet‘.
Monilia:
Eine Infektion ist bei allen Stein- und Kernobstarten möglich, wobei die Blüteninfektionen mit nachfolgender Spitzendürre (Bildoben links) bei Pfirsich, Zwetschge und der Sauerkirsche eine größere Rolle spielen, als
beim Kernobst.
Verursacht wird die Fruchtfäule meist durch den Pilz Monilia fructigena. Dieser dringt über kleine Verletzungen an der Schale ein. Zunächst bilden sich braune, faulende Flecken, die sich rasch vergrößern. Im späteren Stadium zeigen sich auf dem Fleck kreisförmig angeordnete Sporenpolster (Bild unten links), die sich im selben Maße ausbreiten.
Zusätzlich trocknen einige der Früchte ein und werden so zu sogenannten Fruchtmumien (Bild unten rechts), die den Winter über am Baum verbleiben oder auch abfallen. Die Pilzsporen überdauern sowohl am Baum als auch auf dem Boden. Befallende Früchte daher unbedingt aussammeln und aus der Anlage entfernen.
Alters- bzw. Fleischbräune:
Bei der Alters- bzw. Fleischbräune tritt Saft in das Fruchtfleisch aus, wodurch sich dieses durch den Zutritt von Sauerstoff braun verfärbt. Über die genauen Ursachen besteht keine klare Übereinstimmung. Entscheidende Kriterien scheinen jedoch der Erntezeitpunkt und die Lagertemperatur zu sein. Die Früchte sollten deshalb nicht allzu spät geerntet und nicht unter
2° Celsius – das heißt nicht in der Garage oder in der Gartenhütte – gelagert werden.
Fotos: Johannes Eder, ULB Backnang – Vielen Dank! –