Was gibt es für den Gärtner schöneres, als seine eigenen Pflanzen von Grund auf zu ziehen? Ob es nun darum geht, eine bestimmte Sorte anzubauen, die nicht mehr auf dem Markt verfügbar ist, oder einfach nur die Freude daran, den Wachstumsprozess von Anfang an zu begleiten – die Anzucht von Jungpflanzen ist eine faszinierende Tätigkeit. Doch es gibt einige Dinge zu beachten, um sicherzustellen, dass die kleinen Sämlinge zu starken und gesunden Pflanzen heranwachsen.
Ein entscheidender Faktor ist die Auswahl der Samen. Wenn man Samen aus immer demselben Bestand verwendet, besteht die Gefahr der Inzucht, was zu deformiertem Wachstum führen kann. Zusätzlich besteht die Möglichkeit der genetischen Aufspaltung, was bedeutet, dass die Nachkommen möglicherweise nicht den gleichen Merkmalen wie die Eltern entsprechen. Hatte z.B. die einstige Pflanze rosa Blüten, kann die Folgegeneration 25% rote, 25% weiße und 50% rosa Blüten haben. Bei einigen Pflanzenarten, wie Kürbissen, kann dies sogar zu giftigen Varianten führen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Licht. Fensterglas ist nicht das Gleiche wie Gewächshausglas, was dazu führen kann, dass die Pflanzen nicht so kräftig wachsen.
Die richtige Erde ist ebenfalls von großer Bedeutung. Spezielle Anzuchterde, die wenig oder keinen Dünger enthält, ist ideal, da zu viel Dünger die zarten Wurzeln schädigen kann. Die Aussaat kann entweder direkt ins Beet oder in Kisten erfolgen. Wichtig ist aber immer, dass man die Pflanzen vereinzelt, damit sie genügend Platz haben, das sogenannte Pikieren. Hierbei werden die Sämlinge ausgedünnt und einzeln in größere Töpfe oder Kisten gesetzt, um genügend Platz für ihr weiteres Wachstum zu bieten. Dabei sollte darauf geachtet werden, die Wurzeln nicht zu beschädigen und die Pflanzen fest einzudrücken. Man nimmt für diesen Arbeitsschritt entweder einen speziellen Pikierstab oder einen einfachen Rechenzahn, der tut es auch. Pikieren kommt übrigens aus dem Französischen (“piquer“) und bedeutet stechen, pieksen.
Pflanzt man Arten mit großen Samen, wie Tomaten oder Paprika, kann man sich das Pikieren sparen, wenn man direkt einen Samen pro Topf einpflanzen. Bei Arten mit kleineren Samen wie Bohnen, Erbsen oder Wicken ist eine Vortreibmethode mit 5-7 Samen pro 8 cm Topf empfehlenswert.
Bevor die Jungpflanzen schließlich ins Freiland gesetzt werden, kann man sie leicht düngen. Zudem sollten sie langsam an die Umgebung gewöhnt werden, zum Beispiel durch eine Phase im Frühbeet oder durch das Abdecken mit Vlies, um sie zu härten. Sobald die Pflanzen größer sind, sollte auf genügend Abstand zwischen ihnen geachtet werden. Nur so können sie sich zu starken Pflanzen entwickeln.
Die Anzucht von Jungpflanzen ist eine lohnende und lehrreiche Tätigkeit für jeden Gärtner. Mit der richtigen Pflege und Aufmerksamkeit werden aus kleinen Samen starke und gesunde Pflanzen heranwachsen. Also nichts wie ran ans Gärtnern und viel Spaß beim Wachsenlassen!